Heut wird aus dem Stegreif gespielt

von Luigi Pirandello
Abschlussarbeit Tschechow Studienjahr 2024/25
Gastspiel
Michael Tschechow Studio Berlin

Dr. Hinkfuss, ein kopflastiger Regisseur, kündigt seinem Publikum heute einen außergewöhnlichen Theaterabend an: Statt einer klassischen Aufführung erwartet die Zuschauer ein improvisiertes Spiel auf der Grundlage von Pirandellos Novelle „Leonora addio“.
Das quirlige Spektakel, das sich nun entfaltet, vollzieht sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch in Zwischenräumen, teils sogar im Foyer. Aber der Abend läuft nicht glatt und es entstehen Konflikte auf allen Ebenen – zwischen den Figuren, unter den SchauspielerInnen, zwischen ihnen und der Regie. Zuweilen wird auch das Publikum in das Geschehen einbezogen. Nach und nach entfaltet sich aus dem Wirrwarr eine Handlung – ein Eifersuchtsdrama in einer sizilianischen Kleinstadt. Doch die Handlung wird immer wieder von der Regie oder den SchauspielerInnen selbst unterbrochen und neu aufgenommen.
Irgendwann werfen die SchauspielerInnen den Regisseur raus, da er der Hauptstörer zu sein scheint, der den Spielfluss ständig unterbricht, um schließlich zu erkennen: ganz ohne Regie – nur aus dem Bauch heraus und ohne kühlen Kopf – geht es doch nicht, wenn das Spiel nicht eine gefährliche Eigendynamik entfalten soll.
Dem Zuschauer wird „Theater in seiner Entstehung“ präsentiert. Er erlebt, wie Illusionen aufgebaut und gleich wieder entlarvt und auch zerstört werden. Am Ende stirbt die Figur der „Mommina“, doch diese Szene ergreift die Schauspielerin der Mommina so sehr, dass sie selbst fast an einer Herzattacke stirbt.
Das Stück ist voll absurder Verwirrungen, durchdrungen von Witz, Bitterkeit und tiefer Selbstreflexion.
Pirandello, der Philosophie in Bonn studierte und sich als Lebensphilosoph bezeichnete, weist in diesem Stück als Frucht eines erfolgsgekrönten Lebens auf einen Gedanken hin, den Schiller in seinen Ästhetischen Briefen formulierte: Nur dort, wo der Mensch spielt, ist er frei – dem Spiel zwischen Form und Stoff. Es ist ein Bekenntnis zum Theater als Ausdruck des „wahren Lebens und der Kunst“.

Es spielen: Lukas Auer, Toprak Avci, Baptiste Barriera, Annabelle Ferlings, Michelle Helbig, Lea Jurowski, Emilia Kandeler, Karina Krebs, Li Nikolic, Ashraf Rawashdeh, Franz Schöttler, Matti Schuldt, Elias Traut und Clara Johanna Zander
Regie: Jobst Langhans

Homepage: https://mtsb.de/

Eintritt: 18 €, ermäßigt 12 €

Vorstellungen:
FR – 11.07.2025 – 20.00 Uhr (Premiere)
SA – 12.07.2025 – 20.00 Uhr
SO – 13.07.2025 – 20.00 Uhr
MO – 14.07.2025 – 20.00 Uhr

Karten reservieren
Zum Spielplan

Nach oben scrollen