Die Kleider

von Helmut Kajzar
Deutsch von Peter Lachmann

mit Anemone Poland
Bearbeitung und Regie: Barbara Focke

Rot, rot, rot sind alle meine Kleider,
rot, rot, rot ist alles was ich hab’.
Drum lieb ich alles was rot ist,
weil mein Schatz ein Metzgermeister ist.

In einem großen Dialog mit dem Publikum wird das Leben einer Schauspielerin an den Ereignissen dieses Jahrhunderts reflektiert. Das ist manchmal traurig, manchmal zum Weinen komisch und bekommt seine Kraft aus dem Stoff, der schon immer für gutes Theater unabdingbar war: aus einem bestechenden Text und der Lust des Menschen am Spiel.

Eine Schauspielerin bereitet sich in ihrer Garderobe auf den abendlichen Auftritt vor. Das Kostüm wird angezogen, die Maske aufgelegt. Schicht für Schicht steigt die Frau in ihre Rolle, in der sie schließlich hinaus auf die Bühne treten wird. Mit jedem Stück, das sie anzieht, werden Erinnerungen wach. Und während die äußere Hülle immer kompletter erscheint, offenbart sich das Innere dieses Menschen als ein Chaos der Gefühle, bricht persönlicher Schmerz unter der Schminke hervor. Mit „Die Kleider“ vom polnischen Schriftsteller Helmut Kajzar setzt das Theaterforum Kreuzberg seine Reihe zeitgenössischen Theaters fort. Kajzars Stück – ein komisches, dann wieder bitter-melancholisches Szenario über Leben und Arbeit einer Schauspielerin – ist eine Liebeserklärung an diesen Beruf. Gleichzeitig zeigt es die Schwierigkeiten der Kommunikation miteinander: wann sind wir wahrhaftig, wann hinter einer Maske aus Lug und Trug verborgen?

„Die Schauspieler setzen oder malen auf ihre Gesichter Masken. Je enger die Maske aufliegt, desto näher ist sie dem Leben des Schauspielers. Und so vermögen wir die Grenze nicht zu erkennen, an der es dem Schauspieler weh tut.“ Helmut Kajzar

Anemone Poland zeigt alle Facetten einer Figur, die sich im Spannungsfeld eines mal komischen, mal melancholisch-zynischen Szenarios bewegt. Ihre Lust am Spiel geht dabei eine überaus fruchtbare Symbiose ein mit Kajzars Sicht seiner eigenen Stücke als „Spielvorlagen“, bei denen die Schauspieler mit ihrer Darstellung und Interpretation zu „Mitautoren“ werden. Als junge Schauspielerin arbeitete sie in den Jahren 1978 und 1979 auf der internationalen Theaterwerkstatt Scheersberg mit Helmut Kajzar zum meta-täglichen Theater.

Helmut Kajzar (1941 – 1982)
Der Regisseur und Autor Helmut Kajzar inszenierte vorwiegend am Zeitgenössischen Theater Wrocław (Breslau) und am Nationaltheater Warschau neben Stücken von Sophokles, Shakespeare, Molière, Pirandello, Tschechow Wyspianski und vor allem Rózewicz, einem engen Freund, seine eigenen Stücke: „Der Star oder die Kleider“, „Ritter Andreas“, „Der Kuhstall“, „Villa dei misteri“, „Selbstschutz“.
Er arbeitete in England, Schweden und Deutschland, u.a. an Theatern in Tübingen, Osnabrück, Köln und auf der Internationalen Theaterwerkstatt Scheersberg. 1980 war er als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in Berlin.

Als stiller und kritischer Gegenpol zu Grotowski sah Kajzar im Theater die bevorzugte Kommunikationsbasis „souveräner Individuen“ für neue Formen eines friedlichen Gesellschaftsspiels. Sein früher Tod war ein Schock für alle, die in ihm den Reformer des polnischen Theaters und Protagonisten eines Kulturmodells jenseits von Realsozialismus und Irrealkonsumismus nicht nur für Polen sahen.

„Ich liebe alle Theatergebäude, alle Plätze, an denen Theater gemacht wird. Vom antiken Theater bis zur Show, zum Striptease. Ich schaue sie an wie der Landwirt seine Felder. Diese Lust zur Bebauung des Raums, zum Arrangieren, zur Vorbereitung des Platzes gleicht der Anbetung des gedeckten Tisches. An dem sich Schauspieler und Zuschauer, Zuschauer und Schauspieler treffen. Beide Seiten treffen sich am Tisch des Theaters.“

Eine Produktion des theaterforum kreuzberg
Bühne: Jürgen Ruoff
Kostüme: Corinna Niesyto
Musikalische Beratung: Ulrich Roski
Fotografie: Jochen Melzian

Premiere am 16. April 1999 am tfk
Premiere „The Star“ in englischer Sprache am 27.3.2000 am Barn Theatre Dartington, England


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